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Kuhhunde wurden erstmals 1465 erwähnt
Schon vor mindestens 500 Jahren begleiteten und schützten Kuhhunde Hirte und Herde im Siegerland und Westerwald.
Als treue Begleite der Hirten schützten sie Viehherden vor Wölfen, zwielichtigen Gestalten und den Hirten auch vor damals noch mit den Herden ziehenden Deckbullen.
Im nassauschen Weisthum, einer schriftlichen Sammlung alter Gewohnheitsrechte, sind Hunde zum Hüten schon 1465 erwähnt. Den hauptberuflichen Kuhhirten wurde verordnet, für Flurschäden, offene Bisswunden, Verletzungen am Euter oder abgebissenen Schwänzen persönlich mit seinem Hab und Gut zu haften.
Der Kuhhirte war ein angesehener Mann im Dorf. Er hütete nicht nur die Kühe des Dorfes, sondern machte auch im Winter Hausschlachtungen, fungierte als Tierheilkundler und half der Dorfbevölkerung bei so mancher Krankheit mit eigens hergestellten Salben und Arzneimitteln.1935 verdiente er 150 Reichsmark plus Deputat. Der Dorfschullehrer dagegen, der verheiratet war und ein Kind hatte, verdiente 100 Reichsmark.
Die Viehbesitzer, welche ihr Vieh von Kuhhirten auf die Weide treiben ließen, verpflichteten sich, im Wechsel den Kuhhirten sowie seine Hunde zu verköstigen.
Kuhhunde wurden aber auch bei Schafen, Ziegen, Schweinen oder zum Austreiben von Wildschweinen aus Roggen- oder Rübenfeldern genutzt. Die Hirten der Niederwald-Hauberge sowie Weiden ohne Zaun, besonders im hohen Westerwald, benötigten diesen zuverlässigen, fleißigen und intelligenten Hund zum Austreiben, Zusammenhalten, Wehren und Heimbringen der Rinderherden.
Kuhhunde im Siegerland
Im Siegerland wurde überwiegend in den Haubergen gehütet. Dort bestand ein etwa zwanzig bis dreißig Jahre alter Birken- und Eichenniederwald, der regelmäßig gefällt wurde, da die Rinde der Eichen Jahrhunderte lang zum Ledergerben benötigt wurde.
Im Wald konnte man nur auf Glockenklang hüten. Kühe, die neu zur Herde stießen, oder wo man wusste, dass sie gerne mal nach Hause liefen, bekamen besonders hell klingende Glocken umgehängt, damit man sie aus den anderen Kühen heraushören konnte. Den Hund ließ man nur von der Leine, wenn sich die Herde zu weit entfernt hatte. Der Hund trieb die Herde zum Hirten, und lief dann seine eigene Spur wieder zurück. Zum Herbst hin, nach der Grummeternte, wurde dann auch auf den Talwiesen gehütet. Im 20. Jahrhundert wurde die Hute in den Haubergen weniger, da durch Rodung immer mehr Weideflächen entstanden.
Kuhhunde im Westerwald
Im Westerwald ging die Hute ein wenig anders von statten. Morgens gegen acht Uhr nach dem Melken blies der Hirte mit seiner Trompete (oft alte Volkslieder) zum Austreiben und Sammeln aller Kühe im Dorf. In manchen Dörfern blies der Kuhhirte verschiedene Signale. Je nachdem, welches Signal ertönte, wussten die Viehbesitzer, auf welche Weide das Vieh getrieben werden sollte. Über lange Triften ging es dann zu den entfernt liegenden Viehweiden ohne Zaun. Dies ging nur mit sehr guten Furchengängern, die die Herden trieben und zusammen hielten.
Hute nach dem 2. Weltkrieg
Bis nach dem 2. Weltkrieg hatte jedes Dorf im hohen Westerwald eine Gemeinschaftsweide mit Herden bis zu 500 Kühen. Dieses System war besonders rationell. Der Einsatz eines Kuhhirten mit ein oder zwei Kuhhunden war allein von der Arbeitszeit her wirtschaftlicher, als bis zu 70 Viehbesitzer einzusetzen. Die alpenländischen Almen funktionieren heute noch nach einem ähnlichen Prinzip.
Oftmals wurden auch die so genannten Kuh- oder Hirtenjungen zum Hüten mitgenommen. Gerade in der Zeit des höheren Verkehrsaufkommens waren sie dem Hirten eine große Hilfe. Da sie mit Fähnchen, die an Stöcken gebunden waren, den Straßenverkehr aufhielten, so dass der Hirte mit seinem Vieh problemlos die Hauptverkehrsstraße überqueren konnte. Des weiteren konnte man gänzlich auf die sehr teuren Drahtzäune verzichten, der für diese arme Region mit sehr hohen finanziellen Mitteln verbunden gewesen wäre. Zusätzlich fraßen die Kühe beim offenen Hüten besser und besonders abends länger, da sie durch das langsame nach Hause ziehen des Hirten dazu gezwungen wurden, was eine höhere Milchleistung zur Folge hatte.
Letzter Kuhhirte 1980
Im Laufe der Jahre wurde im Siegerland wie auch in den Höhengebieten des Westerwaldes diese Art der Viehhaltung und Landwirtschaft für die Kleinbauern zunehmend unrentabel. Die Herden wurden immer kleiner, bis der letzte Kuhhirte ca. 1968 im Siegerland seinen Dienst einstellte. Im hohen Westerwald dauerte es noch einige Jahre länger bis sich schließlich 1980 der letzte aktive Kuhhirte, Herr Hugo Helsper, verabschiedete. Damit starb auch die altehrwürdige Zunft der Kuhhirten aus. Einige der letzten Kuhhirten erschossen ihre Hunde, da sie keinen Sinn für den Fortbestand dieser Rasse mehr sahen.
Wenn auch die altehrwürdige Zunft der Kuhhirten ausstarb, so konnten dank Kurt Stahl und einigen wenigen Züchtern deren Kuhhunde trotz allem über die Wirren der Zeit gerettet werden.